Ein Paar hatte eine äußerst schwierige Beziehung. Die Kommunikation zwischen ihnen war so zerrüttet, dass sie begonnen hatten, Nachrichten auf Zetteln auszutauschen, anstatt miteinander zu sprechen. Es war eine Art stummer Dialog, der ihre Distanz und ihre Unfähigkeit, offen miteinander umzugehen, verdeutlichte.
Eines Abends beschloss der Mann, seiner Frau einen Zettel zu geben. Es war ein einfacher Wunsch: “Bitte weck mich morgen früh um sieben Uhr.” Er legte den Zettel neben ihr auf das Nachtkästchen und ging schweigend schlafen.
Am nächsten Morgen wachte der Mann auf. Verwirrt schaute er auf die Uhr neben seinem Bett. “Nanu? Sie ist nicht mehr da. Und es ist schon nach zehn!!!” rief er frustriert aus. Er fühlte sich betrogen und verlassen. Seine Frau schien ihn im Stich gelassen zu haben, ohne ihn zu wecken, wie er es doch so höflich auf dem Zettel gefragt hatte.
Er drehte sich im Bett um und entdeckte einen weiteren Zettel, diesmal auf seinem Kissen liegend. Mit zittriger Hand nahm er ihn auf und las: “Wach auf, es ist sieben Uhr!”
Ein Moment des Erkennens überkam ihn. Er begriff sofort, was passiert war. Seine Frau hatte ihn tatsächlich um sieben Uhr geweckt, wie er es auf dem Zettel verlangt hatte. Doch danach war sie offensichtlich gegangen. Vielleicht war sie einkaufen gegangen oder hatte andere Besorgungen gemacht, ohne ihn zu wecken.
Plötzlich durchströmte ihn ein Gefühl der Scham. Er hatte sie falsch verstanden, seine eigene Annahme von der Situation hatte zu dieser Misere geführt. Die Art und Weise, wie sie kommunizierten – über Zettel und ohne wirkliche Gespräche – hatte zu diesem Missverständnis geführt.
Der Mann sprang aus dem Bett und begann, die Wohnung zu durchsuchen, in der Hoffnung, seine Frau zu finden. Er hatte sich geirrt und musste es richtigstellen. Endlich fand er sie in der Küche, beschäftigt mit dem Frühstück. Als sie ihn sah, bemerkte sie sofort den Ausdruck der Verwirrung und des Bedauerns auf seinem Gesicht.
“Oh Schatz, du hast den Zettel falsch verstanden, nicht wahr?” sagte sie leise und reichte ihm eine Tasse Kaffee. “Ich habe dich um sieben Uhr geweckt, wie du es wolltest. Dann bin ich kurz rausgegangen, um ein paar Dinge zu erledigen. Tut mir leid, dass du dachtest, ich wäre einfach gegangen.”
Der Mann fühlte sich erleichtert und zugleich beschämt. Er hätte sie einfach fragen sollen, anstatt vorschnelle Annahmen zu treffen. Diese Episode war eine Lektion für ihn. Kommunikation, echte Kommunikation, war der Schlüssel, um Missverständnisse zu vermeiden und ihre Beziehung zu verbessern.
Von diesem Tag an begannen sie, nicht mehr nur Zettel zu schreiben, sondern sich auch tatsächlich zuzuhören und miteinander zu sprechen. Die Zettel dienten nur noch dazu, süße Botschaften oder Erinnerungen auszutauschen, nicht mehr als Ersatz für ein echtes Gespräch.
Ihre Beziehung wuchs und blühte auf, gestärkt durch das Verständnis und die Offenheit, die sie nun füreinander hatten. Und während sie manchmal über diesen Vorfall lachten, war es für sie ein bedeutendes Ereignis, das ihnen half, eine wertvolle Lektion über Kommunikation und Vertrauen zu lernen.
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